Ein Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden in Basbeck, der am Sonntag, den 22. März um 18.00 Uhr im Gemeindehaus in Basbeck hätte stattfinden sollen …
Liebe Konfis, liebe Eltern, liebe Gemeinde zuhause!
Jetzt wollten wir uns eigentlich grade im Gemeindehaus treffen, alle sechs Fenster und die Terrassentür mit Decken und Tüchern verhängen, unsere Bühne aufbauen, schwarzes Tuch oben und unten, rechts, links und im Hintergrund, die neue Schwarzlichtlampe davor aufbauen. Dann hättet Ihr Eure schwarzen Klamotten angezogen, schwarze Mützen über die Köpfe gezogen – und wir hätten angefangen noch einmal zu üben für den Gottesdienst.
Schwarzlicht-Theater! Ein Gottesdienst, eine Geschichte, die mit dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren spielt. Und mit der Zusage Gottes: Ich bin da!
Ich bin so traurig, dass daraus heute nichts werden darf – und zugleich so froh über alle eure Ideen, euer Mitmachen, den Spaß, den wir auf der Freizeit mit diesem Zauberlicht hatten. So habe ich mir heute Morgen gedacht, wir könnten über unsere Internet-Seite „Kirchen-im-Osteland.de“ heute vielleicht in Gedanken beieinander sein und auch andere an unserem Gottesdienst Anteil haben lassen.
Eine schwarze Bühne, eine spezielle Lampe, die alles Schwarz verschluckt. Wer schwarz angezogen ist, sein Gesicht mit einem durchsichtigen schwarzen Tuch verhüllt, ist nicht mehr zu sehen. Nur Hände in weißen Handschuhen, Füße in weißen Socken, eine weiße Maske tauchen geheimnisvoll aus dem Schwarz auf. So kann man weiße Dinge (mit schwarzen Handschuhen) wie in Zeitlupe durch die Luft schweben, auf wundersame Weise verschwinden lassen oder aus vielen Händen eine Gestalt entstehen lassen.
Wie wir die Geschichte von Mose und seiner ersten Begegnung mit Gott im brennenden Dornbusch erzählt und gezeigt hätten, kann hier natürlich nicht verraten werden. Das muss man sehen. Und wir hoffen ja schon, dass wir dieses Schauspiel eines Tages aufführen werden.
Aber die Geschichte und das Schwarzlicht-Theater sind mir in diesen Tagen immer wieder durch den Sinn gegangen.
Wir hätten auch Zeilen aus dem 139. Psalm gelesen. Sehen und gesehen werden.
Sich verstecken, verloren gehen – und trotzdem gefunden sein.
Herr, du erforschst mich und kennst mich.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war,
und alle Tage waren in dein Buch geschrieben.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,
leite mich auf ewigem Weg. (aus Psalm 139, Ev. Gesangbuch Nr.: 754)
Hier ist nun also die Geschichte von Mose, der Gott nicht sieht. Aber der von Gott gesehen, ausersehen wird, einem ganzen Volk Hoffnung zu bringen …
Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro.
Als er die Herden tief in die Wüste hineintrieb,
kam er eines Tages an den Gottesberg Horeb.
Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer lodernden Flamme,
die aus einem Dornbusch schlug.
Mose sah nur den brennenden Dornbusch,
aber es fiel ihm auf, dass der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde.
„Das ist doch seltsam“, dachte er, „warum verbrennt der Busch nicht?
Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!“
Als der Herr sah, dass Mose näher kam,
rief er ihn aus dem Busch heraus an: „Mose! Mose!“
„Ja“ antwortete Mose, „ich höre!“
„Komm nicht näher!“ sagte der Herr.
„Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.“
Dann sagte er: „Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat,
der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“
Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen.
Und der Herr sagte:
„Ich habe genau gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird.
Ich habe gehört, wie es um Hilfe schreit gegen seine Antreiber.
Ich weiß, wie sehr es leiden muss, und bin herabgekommen,
um es von seinen Unterdrückern zu befreien.
Ich will es aus Ägypten führen
und in ein fruchtbares und großes Land bringen,
das von Milch und Honig überfließt.
Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört,
ich habe gesehen, wie grausam die Ägypter sie unterdrücken.
Deshalb geh jetzt,
ich schicke dich zum Pharao!
Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.
Aber Mose wandte ein:
„Ich? Wer bin ich denn?
Wie kann ich zum Pharao gehen
und das Volk Israel aus Ägypten heraus führen?“
Gott antwortete: „Ich werde dir beistehen!“
Da sagte Mose zu Gott:
„Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme
und zu ihnen sage:
‚Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt‘
und sie mich dann fragen: ‚Wie ist sein Name?‘ –
was soll ich ihnen sagen?“
Gott antwortete: „Mein Name ist ‚Ich bin da‘,
und er fügte hinzu:
„Sag zum Volk Israel: ‚Der Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt.
Er, der Herr, ist der Gott eurer Vorfahren,
der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Denn ‚Er-ist-da‘ ist mein Name für alle Zeiten.
Mit diesem Namen sollen mich auch die kommenden Geschlechter anrufen,
wenn sie zu mir beten.“
(2. Buch Mose/ Exodus 3, 2-14)
Dann hätten wir ein Lied gesungen mit der ganzen Gemeinde im Wechsel. Ein Spiritual der schwarzen Sklaven auf amerikanischen Baumwollfeldern:
Nein, unsere Quarantäne in diesen Wochen ist nicht mit der Sklaverei zu vergleichen. Wir haben zu essen, wir haben ein Bett und ein Dach über dem Kopf. Und wir haben einander. Auch wenn so viel fehlt, was uns selbstverständlich ist, worüber wir nie nachgedacht haben – zur Schule gehen, zur Arbeit, Freunde treffen, Eis-Essen in der ersten Frühlingssonne …
Wie seltsam aber ist es, dass uns auf einmal verboten ist, miteinander Gottesdienst zu feiern, zu singen, zu beten, solche Befreiungsgeschichten zu hören. Schon klar, die Ansteckungsgefahr …
Aber bräuchten wir die Zusage, die Ermutigung nicht gerade jetzt?
Wir bleiben zuhause, wir sehen einander nicht, wir singen nicht miteinander – alles wie das Schwarze beim Schwarzlicht-Theater. Aber wir wissen, wir sind da!
Und vor allem der ist da, der diesen merk-würdigen Namen hat: sag deinem Volk: Ich bin der „Ich bin da!“ Wir sehen ihn nicht, ebenso wenig wie Mose ihn gesehen hat.
Aber sein Name bleibt. Ob wir ihn in der Kirche hören oder im Internet oder ganz leise in unserem Kopf geflüstert. Er ist da!
(von den Konfirmanden am 10. März für Sonntag, den 22. März aufgeschrieben)
Gott,
heute an diesem Sonntag bitten wir dich für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind, bei uns und überall auf der Welt,
für alle, die sich vor dem Krankwerden fürchten,
für alle, die jetzt einsam und allein sind.
Dass das Leben miteinander wieder in Gang kommt
und wir wieder merken, wie sehr wir einander brauchen.
Wir bitten dich für alle Menschen, die auf der Flucht sind,
in den Lagern in der Türkei und in Griechenland,
in Afrika und in so vielen anderen Ländern,
dass wir sie nicht vergessen,
dass sie mutige Helfer finden, Aufnahme und irgendwann in ihre Heimat zurück- kehren dürfen.
Wir bitten dich auch für uns und unsere Familien,
um eine gute Zeit bis zu unserer Konfirmation,
dass wir geduldig miteinander bleiben
und uns nicht über Unwichtiges streiten.
Dass wir alle gesund bleiben und einander helfen.
Wir bitten dich für uns Konfirmanden,
dass wir in der Schule mitkommen und die Arbeiten schaffen.
Wir bitten dich um gutes Wetter für uns,
aber auch für die Natur und die Landwirtschaft,
dass nicht Regen oder Dürre die Pflanzen vernichten.
Dass wir lernen, sorgsam mit der Erde umzugehen, auf der wir leben.
Gemeinsam beten wir …
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir
und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden
Amen
Tja, und dann hätte ich gerne noch mit Euch allen das Lied vom Mond gesungen, der aufgeht. So wie es von den Kirchen dieser Tage vorgeschlagen wird, jeden Abend um sieben, womöglich beim offenen Fenster …
Dort schlagen sie uns die erste und die letzte Strophe vor. Ich füge noch die dritte hinzu. Die, wo es um die Sachen geht, die wir nicht sehen, und die trotzdem da sind und schön …
1. Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
3. Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
7. So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und lass uns ruhig schlafen.
Und unsern kranken Nachbarn auch. Matthias Claudius 1779
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht, eine in aller Sorge dennoch gute und behütete Woche …
… und bis wir uns wiedersehen halte Gott euch fest in seiner Hand!